Die Molenfürsten


Die “Molenfürsten“, wie die Bematen des Molenturms liebevoll genannt wurden, waren keine Leuchtturm- oder Molenwärter in diesem Sinne. Sie waren Beamte des Hafenamtes und hatten nicht die Traditionelle Aufgabe, sich um die Instandhaltung des Molenturms zu kümmern. Der Molenturm war eine Außenstelle des Hafenamtes.

Für die Instandhaltung waren Mechaniker vorgesehen. Der Name “Molenfürst“, so wird nachgesagt, liegt an der Burgartigen Architektur und der Befugnis der Beamten, bei jeder Schiffsbewegung das letzte Wort zu haben, denn sie waren die verantwortlichen Verkehrslenker und Liegeplatzzuweiser, auch “ Platzanweiser “ genannt und koordinierten die an der Mole liegenden Schlepperkapitäne mit ihren Schleppern, was wo und wann zu tun ist. Lediglich die regelmäßige Kontrolle des Leuchtfeuers war mit im Aufgabengebiet der Beamten geregelt.

Der Molenturm war 24 Stunden durch 2 Beamte besetzt, wobei ein Beamter immer als Ablöse oder Springer fungierte und der andere im Dienstzimmer eine Anwesenheitspflicht hatte. In der Literatur wird oft beschrieben, dass die Molenwärter per Zuruf den Kapitänen der ankommenden Schiffe ihre Plätze zuwiesen. Das wurde noch in der Anfangsphase ab 1906 bis ca. 1935 so per “Flüstertüte“ oder per Flaggensignal gemacht, aber spätestens nach Einführung der ersten Funktechnik, wurden die Schiffe per Funk eingewiesen.

Der Kapitän bzw. die Reederei wusste in der Regel aber schon vorher, wann und wo sie anlegen mussten, da dies beim Hafenamt angemeldet werden musste und dementsprechend ein Austausch per Telegramm oder Telefon erfolgte. Die Beamten des Molenturms hatten eigentlich nur noch die Aufgabe, die ankommenden Kapitäne daran zu erinnern oder in den direkten Verkehr vor Ort einzugreifen, je nach Verkehrsaufkommen.

Alternativ hatten die Beamten auch noch bis zum Ende ihrer Dienstzeit im Molenturm die Möglichkeit, per Megafon mit den Schiffen zu kommunizieren. Die dementsprechende technische Einrichtung kann man heute noch an der Nordseite sehen. Ein Stahlrohr, dass senkrecht von der ersten Galerie nach unten führt, an dessen Ende ein Megafon angebracht war. Dieses Rohr konnte man von oben in die benötigte Sprechrichtung drehen.

Spätestens nach einer technischen Modernisierung des Funkverkehrs und der Errichtung der Radartürme, wickelte man die Besetzung der Leuchttürme und Molentürme ab. Die Zentralen Funkstellen waren dann in Bremerhaven und Bremen (Hafenhaus). Der letzte Dienst im Molenturm ging Ende November 1973 zu ende. Der Molenturm ist seitdem nur noch als Leuchtfeuer aktiv.

Interview mit Herrn Pabst, der bis zu seiner Pansionierung Schläusenwärter in Oslebshausen war und auch Dienst im Molenturm hatte, schildert einen typischen Arbeitsalltag eines Beamten des Molenturms:

Vor Dienstantritt mussten sie beim Hafenamt ihren “Zettel“ abholen und über die Bückingstraße zum Turm Laufen, oder Fahren. Am Ende dieser Straße war ein Wendeplatz, wo man parken konnte. Von dort aus ging es Zufuß über einen kleinen Bahnübergang an die Hafenkante.

Beim Zollanleger wurden sie dann durchgelassen und gingen weiter über den heute zum großen Teil zugewachsenen Trampelfpad zum Turm. Anfang der 60er Jahre bekamen sie Ihre “Zettel“ per Funk durchgegeben. Der “Zettel“, das waren Listen mit Ankünften der Schiffe und geplante Abfahrten. Diese haben sie mit der an der Mole liegenden URAG Reederei, mit den Schlepperkapitänen abgestimmt und organisiert.