Der Molenturm von 1926


In diesem Kapitel geht es um den uns heute vertrauten Molenturm, der seit 1926 in Betrieb steht und heute noch als Feuerträger genutzt wird und seit dem Jahr 2000 unter Denkmalschutz steht. Nachdem im Februar 1926 die Planungen für den Neubau abgeschlossen waren, gründete man das Fundament (Keller) auf 14 Betonpfähle. Danach folgte die Grundplatte und die erste Schalung und somit das Kellergeschoss des Turmes. Im nächsten Schritt folge dann in einem Guss das Erd- und Zwischengeschoss mit ihren Zwischendecken und folgend das Obergeschoss. Der Turmerker kam zum Schluss hinzu. Ja, Ihr habt richtig gelesen-Der Kern des Molenturms besteht aus gegossenen Stahlbeton. Im Anschluss erfolgte die Verklinkerung der Fassaden durch die "Alten" Portasandsteinen des Vorgängerturmes und das Anbringen der Geländer und des Laternenhauses. Das Laternenhaus stammt ebenfalls vom Vorgängerturm und wurde nur leicht verändert.

Der Porta-Sandstein (auch brauner Stein) kommt zwischen Lübbecke, Minden und Lemgo in Ostwestfalen vor. Es handelt sich um einen karbonatisch-ferritischen Sandstein zwischen Weserbergland und Wiehengebirge. Er entstand im mittleren Jura in den Macrocephalenschichten.


Der Zustand bei Kriegsende

Der Turm hat den Krieg halbwegs gut überstanden. Es sind aber sichtbare Spuren zu erkennen. u.a. mehrere Treffer durch Kriegseinwirkungen (Kugeleinschläge) und zerschlagene Fenster, die lange Zeit nach dem Kriege notdürftig verschlossen waren. Diese wurden erst Anfang der 50er Jahre neu verglast (Sprossenfenster) bzw. durch einfache Fenster ersetzt worden.


Die Architektur in kurzen Notizen:

Das Mauerwerk ist zweischalig (Stahlbetonkern und dann Außenquadermauerwerk. Die Decken bestehen aus Stahlbeton mit eingezogenen Eisenträgern (Unterzüge). Alle Stockwerke hatten zusätzlich hölzerne Dielen. Heute nur noch das Dienstzimmer mit Dielen ausgelegt.

Die 3 Geschosse weisen jeweils 2,50 m Deckenhöhe auf. Die Deckenhöhe des Kellers beträgt 1,90 m.

Der Durchmesser des Turmes beträgt 5,30 m, sowie 11,90 m in der Höhe (ohne Laternenhaus).

Das Laternenhaus hat eine Turmkrone (Turmzapfen, Kegelförmig). Es ist das Originale vom Turm von 1906.

Die Sollbänke bestehen aus dunklen Basaltlavawerkstücken (Fenteraußenbänke).

Die Geländer sind teilweise Wellenförmig, mit einer Relliefformung oder mit einem Zackenband versehen.

Der Dachausstieg, oder die Dachluke und besteht aus einer seitlichen Tür aus Holz mit einer zusätzlichen Innensicherung.

Der Turm besitzt im Erdgeschoss sogenannte Sprossenfenster. Die restlichen Fenster werden Drehflügelfenster genannt und lassen sich nach außen öffnen. Alle Fensterstürze sind mit Doppel-T-Träger gestärkt.

Im Turm sind auf jeder Etage Holztüren und Zargen mit Paneel Füllung verbaut. Man hat hier stets aufs Detail geachtet.

Der Treppenaufgang vom Keller bis zum Zwischengeschoss besteht aus Stahlbeton. Dann folgt eine Spindeltreppe aus Stahl mit Seitenwangen aus vernieteten Flachstahl.

Es gibt im Archiv von BremenPorts nur drei Baupläne mit diversen Ansichten und Schnitten. Die Signaturen hierzu lauten:

BP-A EII27-2
BP-A EII27-3
BP-A EII27-6

Die Baupläne werden von mir derzeit digitalisiert und nachgezeichnet. Die Zeichnungen bilden aber nicht den heutigen Zustand ab. Ich gehe davon aus, dass es sich um mehrere Entwurfspläne handelt. Trotz alldem hat man eine gute Grundlage durch Vermessungen, die im Januar 2024 stattgefunden haben, einen endgültigen und aktualisierten Plan zu erstellen.


Ein Leuchtfeuer mit diversen Namen

Der Molenturm hat in- und offiziell viele Bezeichnungen, die die Recherche erheblich erschweren. Hier eine kleine Auswahl an Namen.

S-Molen Feuer, Molenhaus, Molenturm, Mäuseturm, Molenfeuer, Leuchtfeuer, Leuchtturm. Überseeturm, Hafen II Turm oder Hagen II.

Im Sommer "Schweineheiss" und im Winter "Arschkalt" ?

Man könnte annehmen, das die Beamten im Molenturm geschwitzt und gefroren haben, aber dem ist nicht so, wie anfänglich erzählt wurde. Wer sich den Treppenturmerker genauer anschaut, wird feststellen, dass am Laternenhaus ein Schornstein gemauert ist. Das lässt dafür sprechen, dass es eine Heizquelle gegeben haben muss. Es ist anzunehmen, dass bis Kriegsende mit einem Holzofen geheizt wurde, der im Keller stand.

Anfang der 50er Jahre wurde dann eine Ölheizung installiert, bestehend aus einem Doppelwandöltank, einem Brenner und einer Umwälzpumpe. Im Erdgeschoss und in der Zwischenetage war ein Rippenheizkörper und im Dienstzimmer ein Flachheizkörper installiert. Nachdem kein Dienst mehr im Molenturm getan wurde, und das war Mitte/Ende 1973, hat man 1980 die Heizanlage zusammen mit dem Uhrwerk und der Nebelglocke entfernt. Seitdem ist der Turm weitestgehend ungenutzt und der Witterung ausgesetzt. Bei einer Begehung im Jahre 2004 wurde der Verfall des Turmes dokumentiert. Über die im Jahr 2014 aufwendig gestartete Restaurierung des Molenturmes, sowie von der Umgestaltung der Mole im Jahr 2019 gibt es nochmal einen separaten Baubericht.


Warum der Turm so aussieht, wie er aussieht

Meiner Einschätzung nach sollte der Turm ein Zeichen sein- Zeichen des Stolzes und des Reichtums der Stadt. Die aufwendige Gestaltung wird durch die Lage verständlich. Bis zur Eröffnung des Neustädter Hafens musste jedes Schiff diesen Turm passieren, auch wenn der Zielhafen der Europahafen war. Am Europahafen befand sich ebenfalls ein Molenturm, der aber Mitte der 1960er Jahre durch einen einfachen Stahlmast ersetzt wurde. Dieser hat fast die gleiche Bauform, wie der Molenturm in Konstanz und natürlich ist über diesen Molenturm im Europahafen genauso wenig bekannt, weshalb dieser auch einer gründlichen Recherche bedarf, die im Sommer dieses Jahres startet.

Ein paar zusätzliche Daten:

Leuchtfeuer 9 sm
Feuerträgerhöhe 12 m
Feuerhöhe 14 m
Leuchtsektor 334°-304°
Kennung FG
Deutsche Nummer 318150
Internationale Ordnungsnummer B 1308

Und Informationen aus der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nordwest aus dem Jahr 1997.

Schlüsselzahl 2000
WSA Bremen
Lfv. III
Jahr 1997
Nummer 15145
Bauwerkhöhe 11,90 m
Kennung F. g. ( Das F steht für Festfeuer, G steht für Grün)
Netzanschluss Kabel 380/220 V
Ersatz: Dieselagregat 15 KVA (Vorrat 1000 h)
Abgesetzt Schaltstelle Weserbahnhof
Feuerhöhe 14,15 m
Sichtweite bei 5 m Augenhöhe: 12,45 sm
Spannwinkel 334-304 Grad
Justierung per Wasserwaage
Standort: 53°06´ - 8° 45´