Die Molen


Zunächst möchte ich Euch erklären, was überhaupt eine Mole ist. Eine Mole dient zumeist als Wellenbrecher. Sie kann an der Außenseite eine Hafenmauer tragen und auf der geschützten Innenseite auch als Pier ausgebaut sein. Eine Mole kann mehrere hundert Meter weit in das Meer hinausragen und gerade oder gekrümmt gebaut sein. Meist schützt eine Mole einen Hafen oder eine Kanaleinfahrt. Auf dem Molenkopf kann sich als Navigationshilfe ein Molenfeuer befinden.

Beispiel: Der Hafen von Sassnitz auf der Insel Rügen mit seiner langen Mole.


Die Nordmole

Wir haben es bei den beiden Leuchtfeuern eigentlich auch mit zwei Molen zu tun, denn die Mole, wo sich der Molenturm Überseehafen-Nord befindet, ist heute eine Insel. Wie kam es dazu ? Nun, um 1900 war dieses Stück Land noch einfaches Land. Um 1901 pachtete die AG Weser, die ihr Werftgelände noch auf der Stephanikirchenweide hatte, dieses Land und gründete dort den neuen Werftbetrieb und legte zur Weserseite hin den Werft- und Reparaturhafen an. Während dieser Baumaßnahme entstand eine ca. 1000 Meter lange Mole, an deren südlichen Ende das rote Molenfeuer gebaut wurde. Diese Mole trennte zunächst noch die Weser mit dem Werft- und Reparaturhafen.

Als der Überseehafen und die Molen um 1906 fertig waren, war zu diesem Zeitpunkt die Hafeneinfahrt zwischen den Molentürmen grade mal 80 Meter breit. Aufgrund der immer steigenden Frachtzahlen und Schiffe, war die Einfahrt viel zu klein und so baute man die Nordmole so weit zurück, dass die Einfahrt nun 250 Meter betrug. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es einen großen Aufschwung, auch in der Schifffahrt und so wuchsen nicht nur die Tonnagen, sondern auch die Schiffsgrößen. Nach einer letzten Rückbauphase der Nordmole war die Einfahrt jetzt etwa 320 Meter breit.

Auch die Neubauten der AG Weser wurden immer größer und länger und so war es unerlässlich, die Nordmole auf der Höhe des Werfthafens ganz wegzunehmen, damit die Riesentanker einen direkten Weg zur Weser hatten. So wurde aus der Nordmole eine Insel. Diese wurde zunächst noch Werftinsel genannt. Heute trägt sie den Namen "Shipyard Island".


Die Südmole

Die Südmole besteht aus zwei Teilen, die während des Baus des Freihafens II (Hafen II), später Überseehafen zwischen 1901 und 1906 errichtet worden ist. Der erste Teil, die lange Bucht war schon vor dem Bau der ersten Hafenanlagen in Form von Wiesen vorhanden. Sie wurde lediglich während der Aushubarbeiten der Hafenbecken in Form gebracht und mit einer steinernen Uferböschung versehen. An der Innenseite dieser Landzunge waren zunächst einzelne Anleger vorgesehen und durch ihre große Ausbuchtung auch als Wendebecken gedacht.

An diesem Abschnitt waren in jener Zeit der Zollanleger mit ihren Zollboten, sowie kleinere Binnenschiffe der BLG zuhause, die den innerbetrieblichen Schüttgutverkehr zu den einzelnen Hafenbecken übernahmen. Beispielsweise Getreide von einem Frachtschiff im Überseehafen aufzunehmen und diesen dann zur Getreideverkehrsanlage zu verbringen. Auf historischen Fotos sieht man auch mechanische Getreideheber auf Pontons in den einzelnen Hafenbecken, die das Umladen vom Frachter in kleinere Binnenschiffe oder Schuten bewerkstelligten. Auch hier angesiedelt, waren einige Löschboote der städtischen Feuerwehr. Heute sind dort nur noch mehrere begehbare Stege und ein Anleger vorhanden, der während der Saison als Fähranleger für die Weserfähre zwischen Pier II und Lankenau genutzt wird.

Der zweite Teil der Mole ist das eigentliche Molenbauwerk und das ist nochmal in zwei Abschnitten geteilt ( Teil A & B). Es wurde auf hölzernen Pfählen gegründet, die bis zu 8 Meter in den Boden reichen. Sie steht auf einem Stahlbetonringfundament bis auf etwa einer Wasserhöhe auf Niedrigwasserniveau. Darauf folgt eine Mischung aus Spundwänden und gemauerten Wänden aus Portasandsteinen an dessen kritischen Stellen diese Wände mit sog. Dalben aus Eisenholz gesichert wurden, um bei möglichen Kollisionen die Molenwand zu schützen. So stellt sich der aktuelle Bau der Mole dar.

Bei der Ersterrichtung war die komplette Mole mit dem Portasandsteinen gemauert worden. Der Kantenabschluss ringsum besteht aus abgerundeten Sandsteinen, worauf zunächst ein Geländer aus Sandstein folgte. Der Molenkopf wurde mit Erdaushub verdichtet und mit Kopfsteinpflasterung, den sog. Bremer "Bumsköppen" verlegt. Infolge der Schiffskollision im April 1925 wurde die Stirnseite der Mole mit einer Spundwand versehen und das Geländer durch ein eisernes ersetzt. Es kam bis in die 1980er Jahre immer wieder vor, dass die Mole leicht bis mittelschwer beschädigt wurde. Aus diesem Grunde sieht sie an ihrem Kopf auch etwas "durcheinander" aus.

Die Mole weist auf der Hafenseite eine Nische auf, um dort einen Ponton unterzubringen, den man über einen Niedergang am Anfang der Mole erreichen konnte. Auf dieser Seite war die Zollabwicklung geplant, dessen Dienststelle auf diesem Ponton aus einer Hölzernen Baracke bestand. Später wurde diese Baracke als Leitstand der Schlepperkapitäne der URAG Reederei genutzt, die ihre Schlepper an der Nordseite der Mole in sog. Päckchen vertäut hatten.

Das war bis in die 60er Jahre der Liegeplatz der Schlepper, bis sie dann nach der Fertigstellung des Neustädter Hafens dort ihren neuen Liegeplatz bekamen. Bis zum Ende des Überseehafens waren dort an der Mole nur noch maximal 2 Schlepper postiert. Der Ponton wurde in den 1950er Jahren entfernt. Stattdessen entstand vor dem Niedergang auf der Mole ein neuer, einfacher Backsteinbau für die Schlepperkapitäne. Ab 1952 war auf dem Molenkopf Süd-Östl. eine Pegeluhr installiert. Eine Eigenkonstruktion des Hafenbauamtes.

Der kleine Handkran mit Umlenkrolle, den es dort heute noch gibt, war für Kleinigkeiten, wie Werkzeug oder Material vorgesehen, um aber auch Dokumente “mal eben“ herunterzulassen, um nicht unnötig über den Niedergang zur Ponton-Baracke gehen zu müssen. Eine einfache Art der Bequemlichkeit. Im Zuge der letzten Modernisierung ab 2014, wurde das alte Geländer durch ein neues ersetzt und auch die Pegeluhr wurde leider entfernt. Eine baugleiche Pegeluhr könnte Ihr am Hafenmuseum Speicher IX sehen. Sie steht praktisch vor dem Eingang.